Reisebericht Catherina Elisabeth 2020

Seit Pfingsten sind wir wieder mit unserer Catharina Elisabeth unterwegs. Vorher waren die Zeiten ja unsicher, die Häfen und Brücken teilweise geschlossen. Holland schien uns relativ sicher, auf dem Boot konnten wir Abstand waren und die Holländer zeichnen sich ja immer schon durch eine relative Gelassenheit aus. Das hat sich bisher bewahrheitet, Mundschutz haben wir noch nicht gesehen. Wir wollen keine großen Strecken machen, einfach ganz ruhig all das genießen, was wir an Holland schätzen. Das es allerdings so ruhig ist haben wir nicht erwartet. Teilweise sind wir das einzige Boot an früher viel frequentierten Liegestellen. Uns soll’s recht sein, wir genießen die Ruhe umso mehr ohne irgendwelche Einschränkungen. Von unserem Winterlager in Grou sind wir über die Kalenberger Gracht zu den Randmeren gefahren. Das sind die Wasserflächen, die nach der Einpolderung des Ijsselmeers zwischen neuen Land und altem Küstenstreifen stehengeblieben sind. Wunderschöne ehemals reiche Küstenorte wie Elburg und Spakenburg haben von Ihrer Ursprünglichkeit nichts verloren. Bei Muiden wir in die Vecht eingebogen, unserer Lieblingsstrecke. Die Vecht fließt als stark gewundenes und ursprüngliches Gewässer vom Ijsselmer in Richting Lek und bildete so in den goldenen Zeiten im 17. und 18. Jahrhundert eine natürliche Verbindung vom reichen Amsterdam zum Rhein. Davon zeugen prächtige Orte wie Loenen, Breukelen, Maarsen und Utrecht, die am dieser Handelsroute auch reich geworden sind. Das schönste aber sind die „Wochenendhäuser“ aus dem 17. Jahrhundert der damalig reichen Amsterdam Kaufleute mit dazugehörigen „Teehäusern“ mit Blick auf die Vecht, eventuell unten noch eine kleine Bootsgarage.
Man kann sich nicht sattsehen, es lohnt sich auch eine Fahrt mit dem Auto oder Fahrrad. Alte Rollpfosten für die Umlenkung der Treidelleinen am Wegesrand zeugen vom regen Schiffsverkehr. Wir liegen heute mit einem anderen Boot am sonst von zig anderen Booten belegten Anleger in Maarssen, herrlich!! Morgen planen wir unseren weiteren Weg, ganz spontan und ohne Sorgen.

Von der Vecht bei Utrecht (eine der sehenswerten Städte in Holland) biegen wir in die Hollandse IJssel ein. Es gibt zwei Flüsse mit dem Namen IJssel: weiter im Westen die Gelderse IJssel, die als ein Nebenfluss des Rheins in das Ijsselmeer mündet.

Wir fahren auf der Hollandsen IJssel, die als ganz natürlicher Fluss von Utrecht an Gouda vorbei nach Rotterdam fließt, wo sie sich mit einem Arm des Rheins vereinigt. Bis Gouda schlängelt sie sich ganz gemächlich tidenfrei durch eine schöne Landschaft. Auch hier Zeugen die kleinen Orte Montfort, Oudewater und Haastrecht von einer reichen Handelskultur im 17. und 18. Jahrhundert. In Haastrecht hat die letzte Paulina Bisdom van Vliet als letzte Eigentümerin ihren Besitz einer Stiftung gegeben, die das Haus und umfangreiche Parkanlagen im Originalzustand bei ihrem Ableben erhält. Sie hat nicht nur ihrem Mann ein Grabmonument erbaut sondern auch ihrem Hund. Die abgebildetes große Buche ist von 1620, unglaublich!

Diese Strecke ist auch sehr schön mit dem Fahrrad zu erleben.

Hinter Haastrecht wird die Ijssel zum Tidenrevier. Davor erleben wir noch eine Waaierschleuse, ein seltenes Monument. Wenn die alten, für die Schleuse zu langen Frachtkähne, durch die Schleuse wollten, mussten beide Tore aufstehen. Das ergab dann eine starke Strömung, in der die Schleusentore nicht geschlossen werden konnten. Man machte sich durch eine besondere Wasserführung den Wasserdruck zu nutze, der dann das Schleusentor wieder schloss (nachlesen bei Wikipedia „Waaiersluis“.

Gouda haben wir ausgelassen, wir in Richtung Braassemermeer, Kaagerplassen bei Leiden gefahren. Wieder ein Gebiet, das einen extra Besuch lohnt.

Das ganze Gebiet von Leiden bis Haarlem war ein großes Meer, das die Holländer mit der Kraft von drei Dampfpumpmühlen trockengelegt haben. Das Wasser wurde und wird immer noch in sogenannten Ringvaarten mit Seen abgeführt, die hoch über das untenliegende Land (über 3 m !) gebaut wurden. Ein überaus beeindruckendes Fahren mit dem Boot hoch über dem Land. Dazu gehört auch der weltberühmte Flughafen Schiphol, der auch auf dem Grund des Haarlemermeeres gebaut wurde. Deshalb auch der Name Schiphol , Schiffloch, weil hier früher die Schiffe gestrandet sind.

Wir haben einen traumhaften Liegeplatz in der Natur auf der Insel Koudenhoorn bei Warmond gefunden, mit herrlichen Laufeegen auch für Hunde, sogar eigens einen Hundestrand.

Auf dem Weg zum IJsselmeer über die Amstel sind wir diesmal einen besonderen Weg durch Amsterdam gefahren (siehe Karte). So hautnah haben wir das Zentrum der Stadt mit dem Boot noch nie erlebt, vorbei an Hunderten Wohnbooten.

Ganz zentral gegenüber dem Hauptbahnhof haben wir im Sixhafen gelegen, umgeben von futuristischer Architektur. Zur Innenstadt und Hauptbahnhof pendeln pausenlos und kostenlos Fähren. Den Hauptbahnhof und die Innenstadt habe ich noch nie so leer erlebt, ohne Handy klickende Japaner, Chinesen und Amerikaner. Also beste Reisezeit in Holland!

Über Monnikendam, wie die zwei Bilder zeigen, auch ein Dorf mit wunderschönen alten Häusern, haben wir jetzt wie die Kauffahrtei Schiffe im 17. Jahrhundert den Compagnie  Hafen in Enkhuizen erreicht. Die Umgebung erinnert an die goldenen Zeiten der VOC (Vereinigte Ostindien Compagnie), wo die Schiffe ihre Frachten aus Übersee anlandeten und Holland reich machten. Wir schreiten noch durch das gleich Tor wie Anfang 1600 und die alten Lagerhäuser von 1625. Darin befindet sich das wirklich sehenswerte Schifffahrtmuseum. Und gleich daneben ein wieder aufgebautes großes Museumsdorf (zuiderzeemuseum) mit eigenem Fischerdorf und Hafen, alles funktioniert noch, sehenswert, lohnt eine Fahrt!

Wir trödeln weiter ohne festes Ziel, und gefällt das auch mal gut. Überall unglaubliche Ruhe, selbst in unserem Compagniehafen mit 2000 Liegeplätzen.

Liebe Grüße auch von Bordfrau Hilke Catharina und Bordhund Tessi

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